Freitag, 4. Juli 2014

Jugendbücher für die lesende Minderheit? Aber gerne doch! Christine Nöstlinger: "Villa Henriette"

Für Caro und Bine von "Die lesende Minderheit" sollten in den letzten Monaten Jugendbücher gelesen werden.
Wer meine Ergüsse über Astrid Lindgren und Ottfried Preussler gelesen hat, der kann sich ungefähr vorstellen, wie meine Augen geglänzt haben als ich das Thema gelesen habe.

Statt mir nun im Laden etwas Aktuelles zu holen war mir irgendwie sehr nach einer Auffrischung meiner Erinnerungen an meine Lieblingsbücher.
Vielleicht ja, weil ich im Januar Mutter geworden bin und als Einzelkind sehr viele Details in meinem imaginären Idealbild einer Familie aus Büchern habe.
Je älter ich werde und je mehr in meiner eigenen kleinen Familie Vorstellungen vom Leben mit Kindern laut besprochen werden, oder auch bei so albernen Dingen wie stundenlangen Diskussionen über schöne Vornamen ..... bei alldem wird mir immer klarer wie viele Helden aus Büchern sich in all den Jahren in mein Hirn gebrannt und mich ganz nachhaltig geprägt haben.
Unser kleiner Sonnenspross hat seinen Namen aus einem Kinderbuch und - um den Bogen zu diesem Lesethema langsam wieder zu spannen - wenn ich mir das Leben mit älteren Kindern ausmale, dann sehe ich immer wieder Bilder aus den Geschichten von Christine Nöstlinger. Bis ich etwa 15 Jahre alt war, habe ich ihre Bücher verschlungen und dabei sind mir besonders jene beiden in Erinnerung geblieben, die ich nun vorstelle und die ich mir endlich wieder einmal zu Gemüte geführt habe.

Hier gezeigt Ausgabe: Christine Nöstlinger,Villa Henriette. Arena Verlag, 2002   ISBN 3 401 02112
                                  Christine Nöstlinger, Wetti und Babs. Beltz&Gelberg, 1992  ISBN 3 407 78130

Die Handlungen des Buches komplett zu skizzieren macht an dieser Stelle wenig Sinn, denn die Geschichten beschreiben in erster Linie einige Monate aus dem normalverrückten Leben der pubertierenden Protagonistinnen, mit all ihren Problemen, Verliebtheiten, Twists und Turns, Freunden und Konkurrenten und natürlich nicht gerade pflegeleichten Eltern.
Hauptfigur Mariechen lebt mit verschiedensten Familienmitgliedern in der Villa Henriette, doch neben ihrem nicht immer einfachen Schüleralltag mit zwei Verehrern und einer etwas schrägen besten Freundin muss sie plötzlich erkennen, dass ihre Großmutter mit ihren Wahnsinnsideen die Villa, das Familiendomizil aufs Spiel setzt. So muss sie auch in der Welt der Erwachsenen mit Klugheit und beherztem Eingreifen für Ordnung sorgen.

Das für mich so unwiderstehliche an Nöstlingers Erzählweise ist aber neben der Wienerischen Sprache und Atmosphäre vor allen Dingen ihre perfekte Mischung aus Unvollkommenheiten und Unbeschwertheit. Kaum eine Geschichte spielt in einer Idealfamilie, finanzielle Nöte, Beziehungskrisen der Eltern, die Schwierigkeiten unter Geschwistern, Schulprobleme, unglückliche Lieben.... all diese Themen sind ständig präsent ohne zu beschweren.
Nöstlingers Heranwachsende brauchen keine Optimalbedingungen um innerhalb der Romane zu ganz wunderbaren, starken und selbstständigen Persönlichkeiten heranzureifen. Und all das wirdmit soviel Humor, Schalk und Ironie erzählt, wie ich bei keinem anderen Jugendautoren je gelesen habe. Nöstlingers Bücher sind leicht und flapsig und tief zugleich.
Vielleicht entsprechen sie in ihrer Sprache nicht mehr der heutigen Jugend, vielleicht fänden Teenies sie heute uncool? Tja, darüber werde ich vielleicht in circa 15 Jahren an gleicher Stelle berichten. Wenn ich die Bücher ein siebzehntes Mal mit meiner zukünftigen Tochter gelesen habe.



Achja - auf den Fotos sieht man auch mein zweites Lieblingsbuch von Christine Nöstlinger und meine kleine Sammlung.

Viel Spaß beim Lesen!







3 Kommentare:

  1. Oh, wie ich Wetti & Babs geliebt habe! Und ich tue es noch immer. Ich weiß garnicht, wie oft ich dieses Buch gelesen habe. In Christine Nöstlingers Büchern habe ich als Teenie immer ganz viel Trost gefunden, wenn mal was nicht so gerade lief im Leben. Und es ist vielleicht erst ein Jahr oder so her, dass ich mir mal wieder eines gegriffen habe und damit ein paar Stunden in eine nicht so ideale heile Welt geflohen bin. Meine weiteren Nöstlinger-Favoriten: "Einen Vater hab ich auch" und - wie bei dir scheinbar im Regal steht - "Gretchen Sackmeier". Aber die Gretchen-Reihe besitze ich leider nicht. Die habe ich mir immer in der Bibliothek geliehen - das hatte auch so eine ganz besondere Atmo. Die Henriette-Villa ist mir noch unbekannt und ich freue mich damit noch einen Nöstlinger-Schatz entdeckt zu haben!

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  2. Übrigens: Durch deinen Post habe ich mir die Villa Henriette bestellt und am Sonntag das ganze Austauschkind gelesen :-)

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  3. Christine Nöstlinger sind irgendwie immer gut. Ich hab sie früher echt verschlungen. Vielleicht sollte ich doch mal wieder eins zur Hand nehmen!

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